von Wolfram
In den frühen 90ern studierte ich in Münster (okay, um ehrlich zu sein auch noch in den späten 90ern…) und so ab dem zweiten Studiumsjahr war ich nur noch selten in Emden, meist an den Feiertagen.
Es war, glaube ich, Ostern 1993 als wir erst im Einstein waren – und wie das damals so war, tingelten wir noch weiter. Als es schon recht spät war, kehrten wir noch auf einen Absacker ins Einstein zurück. Ich trank noch ein Bier und wollte dann zahlen. Es war rappelvoll in der Kneipe, 2er-Reihem um den Tresen herum. Es dauerte reichlich, bis die Leute ihre Getränke bekamen und nach 10 Minuten entschloss ich mich zu gehen… eine Mischung aus Genervtheit und „einen im Tee zu haben“ ließen mich zum ersten (und letzten) Mal etwas nicht bezahlen, was ich eigentlich zu bezahlen hatte.
Ich hatte durchaus ein schlechtes Gewissen in den folgenden Tagen… aber die Zeit strich dahin und als ich fast 9 Monate später, am Tag vor Heiligabend wieder ins Einstein ging, um alte Schulfreunde zu treffen, hatte ich das unbezahlte Bier längst vergessen.
Nicht so aber der Mann hinter der Theke. Er sah mich, zeigte mit dem Finger auf mich und rief laut vernehmlich durch den Raum: „… und von dir bekomme ich noch das Geld für das Jever, sonst kannst du dein Bier demnächst woanders trinken!“
Das war natürlich total peinlich, aber das vorherrschende Gefühl war mein Staunen, dass der Typ das eine fehlende Bier an einem rappelvollen Abend nach fast 9 Monaten überhaupt erinnerte und mir zuordnen konnte..!
Unter schamvollen, halbgaren Ausflüchten bezahlte ich angesichts dieser fürchterlichen Drohung das Oster-Jever natürlich.
Falls ich ausgelost werde, Ostern bin ich wieder in Emden 😉